„Die anderen“ sind oft wichtige Signale und Lehrer für uns. Ist dir das schon mal aufgefallen? Oder siehst du „die anderen“ meist einfach als nervig, problematisch, dumm oder unfähig? (Selbst bei denen, die man echt gerne hat, kann man solche Dinge entdecken, die nerven, oder?)
Wenn wir andere Menschen hauptsächlich als Hindernisse, Ärgernisse o. Ä. ansehen, können wir sie nicht wirklich wahrnehmen.
Tatsächlich haben wir damit eine Kiste über unsere Wahrnehmungsfähigkeit der Realität gestülpt.
„Identifiziere jemanden mit einem Problem und du wirst jemanden identifizieren, der die Andeutung, er habe ein Problem, ablehnt. Das ist Selbsttäuschung – das Problem, nicht zu wissen, dass man ein Problem hat, und die Möglichkeit abzulehnen, man hätte eines.“
Arbinger Institute („Leadership & Self-Deception“)
Wenn wir in Selbstbetrug sind und andere als Problem betrachten, versuchen wir oft, mit Hintergedanken zu handeln – zu manipulieren. Zum Schaden der Beziehung. Am Arbeitsplatz zum Schaden der Zusammenarbeit, des Teamgefühls und der Teamergebnisse.
Wir versuchen andere zu ändern, versuchen mit ihnen auszukommen, ertragen sie, verlassen sie (oder eine bestimmte Situation). Oder wir versuchen, uns und unser Verhalten zu ändern.
Schon mal probiert, jemanden zu ändern? Mit gutem Zureden. Wenn das nicht funktioniert, mit Drohungen. Androhen von Konsequenzen. Wenn das nicht geht, mit Verlassen (du kannst auch körperlich anwesend und trotzdem in der Beziehung abwesend sein). Allesamt Manipulation. Handeln mit Hintergedanken.
Hast du in solchen Situationen mal dich selbst und deine wahren Absichten beobachtet?
Wenn du den anderen ändern willst, was willst du da wirklich? Siehst du ihn als Problem, das du lösen musst? Siehst du ihn als eine Störung, die beseitigt werden soll? Denkst du, du würdest seine Situation, seine Bedürfnisse und Wünsche besser kennen als er selbst, und denkst deshalb, ihn retten zu können?
Was ist deine wahre Absicht dahinter? Was willst du damit wirklich erreichen? Für dich?
Wenn man den Ideen vom Arbinger Institute folgt, ist das interessante am Selbstbetrug, dass die Ursache Selbstverleugnung ist. Sie führt dazu, dass du andere nicht mehr richtig wahrnehmen kannst.
Gleichzeitig ist der Weg aus dem Selbstbetrug heraus, andere Menschen nicht mehr verfälscht wahrzunehmen. Das ist eine einfache Sache – eine Einstellung, eine Entscheidung.
Sieh andere Menschen nicht mehr als Hindernis, als Problem. Sieh in ihnen Menschen mit berechtigten Bedürfnissen.
Stehe zu deinen wahren Bedürfnissen – unter anderem, anderen in ihren Bedürfnissen zu dienen. Spürst du es nicht? Helfen zu wollen, gut sein zu wollen?
Hast du noch nie Gänsehaut bekommen, wenn du Geschichten von Menschlichkeit gehört und gesehen hast? Geschichten von Güte, Kooperation, Freundlichkeit. Hast du da noch nie die Energie gespürt, die Inspiration, die in solchen Geschichten steckt, die von ihnen freigesetzt wird? Das ist dein echtes Bedürfnis, anderen zu dienen, „gut“ zu sein und zu kooperieren, das sich da zeigt.
Dies ist ein echtes Bedürfnis von Menschen. Erkenne andere Menschen mit ihren berechtigten Wünschen und Bedürfnissen an, ohne in ihnen ein Problem, ein Hindernis oder eine Störung zu sehen.
Das ist der einfache Weg aus dem Selbstbetrug hinaus (laut Arbinger Institute).
