Mai 31

Der Punkt, an dem Aufhören (oder Umkehren) keinen Sinn mehr macht

Selbstdisziplin

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Gestern beim Joggen hatte ich eine interessante Einsicht, die sich auch auf andere Lebensbereiche anwenden lässt, denke ich. Wo ich gerade wohne, in einem Weiler mit sechs Häuschen und vier anderen ganzjährigen Einwohnern auf 1300 m Höhe über dem Meer in den Schweizer Alpen, gibt es nur zwei Orientierungen, in die man joggen gehen kann.

Bergauf oder bergab.

Ich ziehe bergauf vor aufgrund reparierter Handballer-Knie (obwohl ich zugegebenermaßen später auch wieder bergab laufen muss, aufgrund der zwei Richtungen in den Bergen).

Bisher schaffte ich es immer nur bis zum Ortsschild des nächsten Ortes oberhalb meines Häuschens. Bis dorthin pfiffen meine Lungen. Diesmal, während ich meine 120 Kilo die steile Piste hinauftraben ließ, visualisierte ich, wie ich ganz oben am Ende des Bergsträßchens, wo der Wanderweg anfängt, auf der Bank sitze und mich freue, es ganz hoch auf 1400 Meter über dem Meer geschafft zu haben. Als ich meinen bisherigen Wendepunkt, das Ortsschild, erreichte, fragte ich mich:

„Was würde Goggins tun?“

David Goggins würde in der Regel weiterlaufen. Das ist seine Standardreaktion.

„Bleib hart!“

Das ruft er einem normalerweise in seinen Videos entgegen. Für die, die ihn nicht kennen: David Goggins ist nachweislich einer der härtesten Männer auf der Welt. Er hat unglaubliche Dinge getan. Dabei hat er eine Theorie entwickelt, die er oft erklärt. Er sagt, normalerweise haben wir noch 40 Prozent Reserve, wenn der Verstand und Körper uns entgegenrufen, aufhören, du kannst nicht mehr. Es sei eine Frage der Gewohnheit, an diesem Punkt weiterzumachen und damit „für Schwielen in seinem Verstand“ zu sorgen, wie David Goggins das nennt.

Wir können lernen, mit den emotionalen Herausforderungen und scheinbarer Schwäche weiterzugehen, unseren Zielen entgegenzugehen. Wir können mit Schwierigkeiten, mit Schmerzen und mit unangenehmen Gefühlen und Angst auf sie hinarbeiten.

Das nennt man psychologische Flexibilität.

Ich lief also weiter und dabei bemerkte ich etwas Interessantes. Ich war mit meinen 120 Kilo außer Atem, es war anstrengend und ich hatte keine Lust, weiter zu joggen. Es kam jedoch der Punkt, an dem es keinen Sinn mehr machte, aufzuhören. Egal wie ich mich fühlte und wie sehr mein Körper und Verstand aufhören wollten, weiterlaufen machte mehr Sinn, da das Ziel lockend erschien.

Es kam der Wendepunkt, wo es schlicht anziehender und sinnvoller war, weiterzulaufen und das Ziel zu erreichen.

Dasselbe bemerkte ich auch beim Schreiben meiner Bücher. Es scheint schwierig, emotional und psychisch herausfordernd, man hat vielleicht Widerstände. Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, wo man das Ende wahrnehmen kann. Da macht es dann plötzlich keinen Sinn mehr, gegen die Herausforderung zu kämpfen oder sich gegen sie zu wehren. Ab da ist es sinnvoller, sich dem hinzugeben und es zu beenden.

An diesen Punkt müssen wir mit unseren Zielen kommen. Nur diesen Schritt noch im Jetzt. (Das mache ich wirklich beim Joggen.) Nur dieser, und dieser, und dieser Schritt im Jetzt.

Nur dieser Text heute, nur dieses Gedicht, nur dieses Bild, nur dieses Video. Heute und jetzt zählt. So lange, bis du an den Punkt gelangst, an dem es keinen Sinn mehr macht, aufzuhören. Bis zu dem Punkt, wo es mehr Sinn macht, es zu beenden.

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Carsten Kammerer

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