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Wie fühlst du dich, wenn du dir vorstellst, dass du deine größten Träume, an denen du vielleicht schon seit Jahren (mehr oder weniger) gescheitert bist, durch 15 (10–20) Minuten oder weniger (BJ Fogg „Tiny Habits“ 30 Sekunden!) erreichen sollst/wirst?
Ein bisschen wie ein Betrüger? Das kann doch nicht funktionieren? „Wenn ich was erreichen will, muss ich hart arbeiten, stöhnen und schwitzen dabei, sonst kann das nichts werden …“? Hier haben wir wieder den Perfektionismus und, in unserer Gesellschaft weit verbreitet, Glauben, dass es anstrengend sein muss, etwas zu erreichen, damit es etwas wert ist.
Aber warum sollten 50.000 Fr. auf meinem Konto, die ich dort „hingezaubert“ habe, indem ich einmal pro Woche Geld-Rendezvous mache und täglich wenige Minuten Budget geführt habe, weniger wert sein als zum Beispiel zwölf Monate auf der Baustelle als Handlanger zu arbeiten. Im ersten Fall habe ich meine Situation analysiert, neue Prioritäten gesetzt und meine Aufmerksamkeit und mein Bewusstsein neu fokussiert. Leicht zu tun, wenn man die Methoden kennt. Im zweiten Fall habe ich viel Zeitaufwand durch den zusätzlichen Job und sehr schwere Arbeit.
Was ist mehr wert?
Denke an mein Beispiel, wie ich mit nur einer DIN-A4-Seite pro Tag drei Bücher im Jahr schreibe. Das ist einfach, ja sogar leicht für mich. Es kostet nicht viel Zeit. Es ist ein Irrglaube, zu denken, dass mit großem Aufwand an Zeit und Energie zwangsläufig auch ein großes Ergebnis kommt.
Oder für unser Thema hier: Dass überhaupt ein Ergebnis kommt. Denn die meisten, die an „im Schweiße meines Angesichts“ glauben, fangen gar nicht erst an oder hören beim ersten Hindernis gleich wieder auf. Zum Beispiel, wenn die Zeit knapp ist oder wenn man wenig Energie hat.
Fünf Kniebeugen sind unendlich besser als keine! Eine DIN-A4-Seite kann ich jederzeit schreiben. Ich habe es vor und nach einem Zwölf-Stunden-Tag im Büro gemacht. Ich habe es noch gemacht, wenn ich nach einem Elf-Stunden-Tag im Büro erst noch joggen gegangen bin. Ich habe es gemacht, als ich angetrunken nach Hause gekommen bin. Krank wie ein Hund ebenso. Keine Ausreden, kein Ausweichen. Das ist die Macht des Systems, das ich hier vorschlage.
Derzeit bin ich bei über 450 Tagen in Folge, ohne Ausnahme. So etwas habe ich mit meiner alten Methodik noch nie geschafft.
So kann ich mich auch nach einem anstrengenden Tag wie ein echter professioneller Autor fühlen. Es macht immer mehr Spaß, die Ideen fließen, diese Texte schreiben sich mit zunehmender Zeit fast von allein. Das ist die Macht der Schwungkraft, der Eigendynamik.
Es liegt eine Art von Magie darin, etwas beharrlich, regelmäßig und ausdauernd zu tun.
Schönheit.
Vor allem, wenn du – wie ich – Zeit deines Lebens ein „Anfänger und wieder Aufhörer“ warst.
Kennst du Vilfredo Pareto? Das ist ein Name der Weltgeschichte, den solltest du unbedingt kennen. Er war ein Ingenieur, Ökonom und Soziologe. Er hat einen Haufen interessantes Zeug entdeckt und geschrieben, nehme ich an. Was uns hier besonders interessiert, ist das sogenannte Paretoprinzip, auch 80/20-Prinzip genannt.
Er fand heraus, dass 20 % der Bevölkerung 80 % des Reichtums und Landes besaßen. Durch alle Zeiten und Gegenden der Welt. Man kann es auf alle möglichen anderen Themen anwenden und wird immer wieder feststellen, dass es eine Entsprechung hat. Es können auch 70/40 oder 100/10 sein. Das würde also bedeuten, dass zum Beispiel 40 % deiner Kunden dir 70 % des Einkommens bringen. Oder 10 % der Dinge, die ich tue, bringen mir 100 % des Ergebnisses, das ich haben will. Es muss also nicht 100 ergeben. Das sind zwei eigenständige 100-Prozent-Skalen, die hier gegenübergestellt werden und in Beziehung zueinander stehen.
Dieses Prinzip ist enorm wichtig, wenn du dein Leben auf Effektivität in verschiedenen Bereichen hin optimieren möchtest. Nehmen wir einmal an, 20 % deiner Kunden bringen dir 80 % deines Einkommens. Hat es da Sinn, ist es effektiv, wenn du dich weiterhin mit großem Aufwand um die 80 % deiner Kunden kümmerst, die nur 20 % deines Einkommens bringen? Wäre es nicht viel effektiver, die 80 % der Kunden loszulassen, und deine Energie voll und ganz auf maximalen Service für deine 20 % der ertragreichsten Kunden zu fokussieren? Oder die dadurch freiwerdende Zeit und Energie darauf fokussieren, weitere Kunden zu gewinnen, die dir 80 % Einkommen bringen?
Du verstehst, worauf ich hinauswill, oder?
Dieses Prinzip hilft uns also, zu verstehen, warum es wichtig ist, „essentialistisch“ zu sein („Essentialismus – Die konsequente Suche nach Weniger: Ein neuer Minimalismus erobert die Welt“ von Greg McKeown). So wählen wir in diesem System maximal 3–5 Lebensbereiche, die wir aktuell verbessern wollen. 20 % aller unserer möglichen Wünsche und Sehnsüchte werden uns 80 % der Lebensfreude, des Glücklichseins … bringen. Diese 20 % zu identifizieren und uns nur auf sie zu konzentrieren, ist also sehr wichtig.
Außerdem gibt es innerhalb eines Lebensbereiches, den du willst, immer wieder diese 20 % der möglichen Taten, Techniken, Tätigkeiten und Unterlassungen (!), die dir 80 % des gewünschten Ergebnisses bringen. Mach dir das bewusst. Du brauchst also nicht alles tun und die Dinge unnötig zu verkomplizieren. Weniger ist oftmals tatsächlich mehr.
Das heißt, du kannst den Großteil deiner erwünschten Ergebnisse mit 20 % der Zeit, Energie und Techniken erreichen.
Hast du das wirklich begriffen, was ich dir da gerade eben gesagt habe?
Dieses Geheimnis wirklich zu verstehen und anzuwenden, wird dich gegenüber 95 % der Weltbevölkerung in Vorteil bringen. Deshalb:
Den Großteil deiner erwünschten Ergebnisse kannst du mit 20 % der Zeit, Energie und Techniken erreichen
Wichtig zu erwähnen: es können auch 5 % und 90 % sein. Vielleicht bringen dir 5 % der möglichen Tätigkeiten, Unterlassungen und Techniken 90 % deines Ergebnisses.
Es gibt ein fantastisches Buch, das ich dir ans Herz legen möchte. Es erklärt dir, wie du das Paretoprinzip auf Steroiden auf dein Leben loslassen kannst: „The One Thing: Die überraschend einfache Wahrheit über außergewöhnlichen Erfolg“ von Gary Keller. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich die Weisheit und Wahrheit in diesem Buch und der darin beschriebenen Methodik erkannte. Ich fand es immer ganz interessant, machte mir jedoch vor, dass es nicht praktikabel sei.
Meine Güte, lag ich falsch.
Es ist vielleicht das anwendbarste Buch überhaupt, wenn man den Mut dazu hat. Wenn das Paretoprinzip das 80/20-Prinzip ist, dann ist „The One Thing“ das Verfahren, wie du daraus das 95/1-Prinzip machst.
Die ganze Methodik dreht sich um die Frage, „Was ist die eine Sache, die ich jetzt tun kann, sodass wenn ich sie tue, alles andere einfacher, leichter oder unnötig wird?“
Manchmal stelle ich mir die Frage auch so: „Was ist die eine Sache, die ich jetzt unterlassen kann, sodass wenn ich sie unterlasse, alles andere einfacher, leichter oder unnötig wird?“ Vergiss bei deinen Untersuchungen, um dein Leben und Verhalten zu optimieren, niemals die Unterlassungen.
In Eliminieren, Weglassen, Nicht-Tun liegt große Weisheit.
Wir kommen zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht wieder auf diese Methodik zurück. Diese Hinweise genügen uns, um noch einmal festzustellen, wie wichtig es ist, die wichtigsten und wirksamsten Lebensbereiche, Wünsche, Techniken, Methoden, Tätigkeiten und Unterlassungen herauszufinden. Wie? Durch deine Lebenserfahrung, nachdenken und – wer hätte das gedacht – ausprobieren. Nur durch Ausprobieren erzeugst du Ergebnisse in deinem Leben, nur so kannst du wirklich wissen, ob etwas wirksam ist oder nicht.
Hier geht es zum Nächsten Teil der Serie, Geduld, systematisch eine Datenautobahn in deinem Nervensystem erschaffen.