Mai 4

Frei sein von Schulden ‒ aufrecht und in Kontakt mit der Situation bleiben

FREISEIN, Schuldenfrei sein

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Hier findest du alle Links zu den Texten der Serie. (Unteres Drittel der Seite.)

Kennst du das Gleichnis vom Strauß, der den Kopf in den Sand steckt? Das ist es, was du nicht tun darfst, wenn du in finanziellen Schwierigkeiten steckst.

Wahrscheinlich wird es einen Drang in dir geben, zu ignorieren, zu lügen, nichts zu tun und zu hoffen, dass es irgendwie besser wird.

Als ich fünfzigtausend Franken Schulden und offene Rechnungen hatte, Fixkosten über fünftausend Franken jeden Monat und kein neues Geld reinkam, hatte ich ganz sicher solche Neigungen. Zumal ich noch geschwächt war von zweijähriger schwerer Krankheit.

Ich wählte jedoch einen anderen Weg. Die Einsichten, die sich daraus ergaben, teile ich mit dir.

Die erste und vielleicht wichtigste: Wenn ich eine Klinik, Versicherung, Arztpraxis anrief, um mitzuteilen, dass ich trotz dritter Mahnung nicht zahlen konnte und ehrlich meine Situation und meinen Plan zur Änderung der Situation erklärte, konnte ich feststellen, dass am anderen Ende keine Institution saß.

Am anderen Ende der Leitung sitzt ein Mensch mit Hoffnungen, Wünschen, Problemen. Ich konnte daher diese gesamte Zeit, bis alle Rechnungen und Schulden bis zum letzten Rappen abbezahlt waren, ohne Betreibung (vergleichbar der gerichtlichen Pfändung in Deutschland) überstehen. Immer wieder wurde mir Verständnis und Vertrauen entgegengebracht und ich bekam Aufschub.

So konnte ich mit den dringendsten Zahlungen jonglieren und immer weitermachen, bis alles bezahlt war.

Hier ist noch ein Riesengewinn für mich aus dieser Zeit. Ich habe das Selbstvertrauen gewonnen, auch in schwierigsten Zeiten handlungsfähig zu sein und so die größten Herausforderungen meistern zu können. Ja, wenn du mittendrin steckst, fühlt es sich hoffnungslos an – als hätte sich die ganze Welt gegen dich verschworen. Aber wenn du bewusst hindurchgehst und die Kontrolle zurückgewinnst, wo du kannst, wirst du stärker und besser durch die Krise. Vielleicht sogar weiser.

Ich konnte feststellen – wieder und wieder –, dass wir auch Hilfe bekommen, wenn wir offen, ehrlich bemüht sind, aus der Krise zu kommen.

So bekam ich sehr leicht einen Job in der Forschung und Entwicklung, wo ich nur mit grammweisen Produkten hantieren musste. Solche Jobs sind eher selten in meiner Branche. Sonst geht es um hunderte Kilo und Tonnen – dafür wäre ich nach zwei Jahren Krankheit zu schwach gewesen.

Du hast vorher vielleicht gelesen, dass ich den Leuten am anderen Ende der Telefonleitung meine Situation schilderte und meinen Plan. Dafür brauchst du einen Plan. Das ist ein nächster wichtiger Schritt.

Dafür haben wir das Geld-Rendezvous. Zuerst die Daten, Fakten, Zahlen sammeln. Bewusst machen, was der genaue Ist-Zustand ist.

Dann machst du einen Plan, wie du aus den Schulden herauskommen und idealerweise auch schon Guthaben anhäufen willst. Schau dir dazu verschiedene Inspirationsquellen an. Zum Beispiel Dave Ramsey. Aber versinke nicht in einer «Analyse-Paralyse» (Lähmung durch zu langes Überlegen), was eine ähnliche Vermeidungsstrategie wäre wie die Vogel-Strauß-Methode. Mach dir den Plan zu eigen.

Ich bin kein Finanzberater. Ich hatte keine wirkliche Finanzerziehung. Ich habe mir auch alles selbst zusammengesucht. Es hat für mich gepasst und funktioniert. Du kannst das. Ich schreibe hier darüber, wie ich es gemacht habe.

Passt das, was andere tun, immer für dich?

Nein. Nutze dein DENKEN und deine Intuition. Beginne mit einem einfachen Plan und leichten Zielen. Bestimme eine erste, zweite, dritte Aktion. Dann setze das um. Passe unterwegs an, was nicht funktioniert oder nicht stimmig ist.

Bewusstsein, wissen, wo du hinwillst, und TUN – umsetzen – wird dir das Gefühl von MACHT und Kontrolle zurückgeben, das du jetzt brauchst.

«Fast alle reichen und mächtigen Menschen sind nicht besonders talentiert, gebildet, charmant oder gut aussehend. Sie werden reich und mächtig dadurch, dass sie reich und mächtig sein wollen. Deine Vision davon, wo oder wer du sein willst, ist dein größtes Gut. Ohne ein Ziel [Tor] ist es schwer zu punkten.»

Paul Arden

Im letzten Satz macht Arden im Englischen ein Wortspiel. Goal bedeutet Ziel und Tor. Du kannst kein Tor schießen ohne ein Tor auf dem Spielfeld – das Ziel im Fußball. Ich möchte hinzufügen, du kannst auch kein Tor schießen, wenn du es dir nur vorstellst. Du musst in die Arena gehen und mit dem Ball aufs Tor zu rennen, um ein Tor schießen zu können.

Im Geld-Rendezvous erarbeitest du dir auch deine VISION. Wenn du losgegangen bist, trackst du hier ein- bis zweimal pro Woche (20–30 Minuten) den Fortschritt und machst Kurskorrekturen. Du hast also Bestandsaufnahme gemacht. Jetzt folgt deine VISION. Kurz, klar und einfach.

Wo willst du sein in Sachen Geld? Wie willst du dich mit Geld fühlen, wie verhalten?

Anschließend brichst du diese Vision herunter, um anhand der realen Daten deines finanziellen Zustands einen umsetzbaren Plan zu erstellen. Geleitet von Fragen wie: Kann ich meine einzelnen Schuldenbeträge zu einem Kredit mit besseren Bedingungen zusammenfassen? (= Ein Kontaktpunkt, eine Zahlung = Aufmerksamkeit und Energie befreien)

Aus meiner Sicht geht es in einem ersten Schritt darum, zu vereinfachen. Anstatt an zehn Orten unterschiedliche Beträge zu zahlen, machst du nur eine Zahlung, die wahrscheinlich kleiner sein kann als die Summe der Einzelbeträge. Was Vorteile hätte für eine weitere Idee, die ich dir nahelegen möchte.

Ich habe in den zwanzig Jahren als Schuldner sicher fünf- bis sechsmal den Kredit abbezahlt, nur um dann zwei Monate später wieder einen neuen aufnehmen zu müssen, weil zum Beispiel das Auto kaputt ging. Deshalb habe ich beim letzten Mal entschieden, nicht alles Geld, was möglich wäre, in die Rückzahlung von Schulden fließen zu lassen. Davor hatte ich alles in Rückzahlung und Partys gesteckt, was möglich war. Ja, Partys waren mir wichtig. 😉

Schulden abbezahlt zu haben hieß dann immer: Kontostand = null. Die finanziellen Hosen waren heruntergelassen.

Was eine sehr instabile finanzielle Lage ist. Geht dann die Waschmaschine kaputt, ist die nächste «Krise» vorprogrammiert.

Deshalb schlage ich eine zweigleisige Strategie vor. Schulden abbauen und Guthabenaufbau gleichzeitig. Fokus auf Schuldenabbau und es für das Guthaben am Anfang einfach halten. Wenn mehr und mehr Schulden abbezahlt sind, verschiebt sich das Verhältnis. Am Anfang sind es vielleicht dreihundert Euro Schuldenabbau im Monat und fünfzig Euro Guthabenaufbau. Später können es zweihundert zu hundertfünfzig sein.

Automatisiere den Aufbau des Guthabens mit einem Dauerauftrag und einem Extrakonto. Denke in dieser Phase nicht an Zinsen oder Investments. Einziges Ziel in dieser Phase ist es, deine Finanzsituation zu beruhigen und zu stabilisieren.

Dieses Sparkonto wird dir zunehmend Sicherheit bieten können. Selbst wenn es erst einmal nur zweihundert oder fünfhundert Euro sind. So musst du keine Angst mehr haben vor dem nächsten Schulausflug der Tochter oder der alten Waschmaschine. Das wird helfen, deine Gefühle zum Geld positiver zu machen. Das brauchen wir in dieser Phase. Immer mehr (Selbst-)Vertrauen, dass es möglich ist, dass es gut wird.

Hast du bereits begonnen, Geld-Rendezvous zu machen? Hier ein paar Fragen, die du darin angehen könntest:

  • Was ist in meiner Situation ein einfacher, klarer Plan für mich?
  • Wie würde der Plan aussehen, wenn er einfach und klar wäre?
  • Wie kann ich meine Schulden am effektivsten zurückzahlen und Guthaben aufbauen?
  • Wer kann mir helfen?
  • Welche Infos gibt es noch, die mir helfen, gut mit Geld umzugehen?
  • Was kann ich jetzt tun, um …
    • … besser mit Geld umzugehen?
    • … meine Beziehung zum Geld zu heilen?
    • … Guthaben aufzubauen?
    • … mich, ohne Dinge zu kaufen, gut, wohl, wertvoll, wie ein echter Mann zu fühlen?
  • Was kann ich tun, um mehr Geld einzunehmen?
  • Wo gebe ich noch Geld aus, das unnötig ist (zu viele Abos zum Beispiel)?
  • Was sind für mich gute, weise, hilfreiche Fragen in dieser Sache?

Erstelle dir eine eigene Liste, nutze sie im Geld-Rendezvous.

Dann im nächsten Geld-Rendezvous tracke das – verfolge es nach. Tracken – schriftliches Nachverfolgen – ist ein geniales einfaches Werkzeug, um bewusst zu sein und zu bleiben mit allem, was dir wichtig ist.

Mache das Budget-Führen und Geld-Rendezvous zu einer festen Gewohnheit. Selbst «schlecht» gemacht wird dir das große positive Wirkung bringen. Du musst es nicht voll verstehen, nicht gut machen, nicht können. Du musst es einfach tun. Schlecht, ohne Verständnis, unvollständig. Egal. Mache es einfach. Besser werden, besser verstehen und vervollständigen kannst du später. Das sind alles Verzögerungstaktiken und Aufschiebe-Strategien (Link zu GULP Hendricks und Perfektionismus).

About the author 

Carsten Kammerer

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