Mai 16

FREISEIN – frei sein zu …

Freiheit, FREISEIN, Philosophie

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Es gibt in der spirituellen Szene den Armut-Porno und die Verherrlichung von Hilf- und Machtlosigkeit. So gesehen könnte man sagen, der Obdachlose auf der Straße ist frei – könnte frei sein. Auf gewisse Weise ergibt das Sinn. So wie der Asket, der alles aufgegeben hat und keine Anhaftungen mehr hat. Aber der Obdachlose, der Asket, sie leben immer noch in dieser 3-D-Welt, der materiellen Welt mit ihren Anforderungen und Möglichkeiten. Wie viel von der Freiheit des Landstreichers ist freiwillig, frage ich mich da.

Freisein von den Verantwortungen und Anhaftungen des Besitzes hat etwas. Diese Schule der Freiheitsphilosophie gibt es schon lange. Aber in unserer Gesellschaft und in der materiellen Welt gibt es eben gewisse Möglichkeiten, die vielleicht nicht außer Acht gelassen werden sollten.

Wie viel von der Art, zu leben, des Landstreichers oder Obdachlosen ist frei gewählt – bewusst gewählt? Die Antwort auf diese Frage entscheidet für mich, ob der Landstreicher frei ist oder nicht. Ist es aufgrund von halb- oder unbewussten Programmen und einer hässlichen Scheidung, dass der Mann obdachlos ist? Genießt er das freie Leben auf der Straße oder hat er sich damit nur abgefunden und sieht keinen anderen Weg?

Dasselbe mit dem Asketen im Kloster. Hat er diesen Weg nur gewählt, weil er sich nicht mit den Gefühlchen und Ängsten, die auftauchen, wenn man in unserer Welt lebt, auseinandersetzen wollte? Flieht er vor diesen Gefühlen und der Verantwortung? Hat er vor der 3-D-Welt resigniert? Dann ist er nicht frei. Genießt er es, so zu leben, und hat es vollkommen bewusst gewählt und weiß, dass er jederzeit auch seinen Weg in der materialistischen Welt meistern könnte? Dann ist er wahrlich freiwillig auf diesem Weg.

In der Lage zu sein, zu leben, wie ich es mir wünsche, ist für mich ein Ausdruck der inneren Freiheit, die ich anstrebe. Die Freiheit, zu wählen. Ich möchte womöglich eine Zeit lang wie ein Vagabund auf der Straße leben. Habe ich schon gemacht, könnte man sagen – zugegeben eher wie ein sehr reicher Landstreicher. Eine fantastische Erfahrung. Weil sie freiwillig war. Dabei will ich jedoch auch die Freiheit haben, jederzeit wieder an der 3-D-Welt-Erfahrung vollumfänglich teilnehmen zu können, etwas bewegen zu können.

Jim Rohn hat einmal gesagt, er sei froh, kein Engel zu sein, denn als Mensch könne man so viel mehr Spaß haben. Diese menschliche Erfahrung, die wir hier machen dürfen, ist so wundervoll. Ich möchte diese Freiheit voll entfalten, diese Erfahrung zum Vollsten genießen und erleben.

Der Armut-Porno und auch die Aggressionslosigkeit-Anbetung in der spirituellen Szene sind Unwahrheiten, die uns machtlos halten.

Armut hat nichts Erhabenes. Klar, Anhaftung, Gier nach immer mehr Geld ebenso nicht. Aber lieber reich sein und die Wahl haben. Lieber fähig sein, zurückschlagen zu können, wenn die Familie von den Schergen des verrückten Diktators geholt werden soll, und ansonsten wählen, gewaltlos zu leben.

Jemand, der sich als unfähig bezeichnet, Gewalt auszuüben, macht sich zum Opfer all derer, die ohne Skrupel Gewalt ausüben. Wenn jemand meine Familie und Freunde angreift, gibt es gebrochene Nasenbeine – bei aller Spiritualität. Es gibt diese Reaktion aber ohne Hass, ohne Verurteilung. Ebenso ohne schlechtes Gewissen. Ich darf meine Familie und Freunde verteidigen. Ich bin frei, zu wählen, gewaltlos zu leben. Ich bin frei, einzuschreiten, wenn Ungerechtigkeiten geschehen.

Ebenso mit der Armut. Ist es eine Wahl, wie ein armer Mensch zu leben? Oder sieht derjenige keine andere Möglichkeit? Ich bin frei, unter meinen möglichen Luxusstandards zu leben. Im Moment lebe ich so. Seit ca. vier Jahren bereits. Ich lebe in einem einfachen Hotelzimmer, das monatsweise vermietet wird. Zwanzig Quadratmeter, Gemeinschaftsküche. Das ist meine Wahl.

Die Stoiker empfahlen das, als Übung, mit der die Situationen, vor denen man sich fürchtet, ihren Schrecken verlieren. Eine Woche (oder zwei) nur Reis und Bohnen essen und Wasser trinken. Sich dann fragen: Ist das die Erfahrung/der Zustand, den ich so sehr fürchtete?

Das befreit von der Angst vor „schlimmen Erfahrungen“. FREISEIN ermöglicht dir, das Leben in vollen Zügen zu genießen, wie es ist und dabei deinen größtmöglichen Beitrag zum Leben zu machen, den nur du so liefern kannst. Du mit deinem einzigartigen Set von Ort, Gesellschaft, Eltern, Erfahrungen, Neigungen, Talenten, Gaben, Fähigkeiten und Lebensplan – mit deinem Lied, das in dir ist – kannst du durch Ausdruck deines individuellen SELBST auf einzigartige Weise zum Leben und zur Menschheit beitragen. Gleichzeitig ist das der Weg zu deiner positiven Freiheit, wie Erich Fromm das genannt hat.

Frei sein, zu wählen, wofür man seine kostbare Lebenszeit hergibt.

Wie viel Zeit gibst du her, für den Versuch, anderen zu gefallen, hineinzupassen, Dinge anzuhäufen, die dich glücklich machen sollen, es aber höchstens ein paar Wochen schaffen?

Wie viel Zeit gibst du daran, deine positive Freiheit zu erschaffen, dadurch dass du deine „Einzigartigkeit und Individualität“ zum Ausdruck bringst? FREISEIN bedeutet auch, anzuerkennen, dass wir meistens frei sind, zu wählen, was wir jetzt tun und nicht tun. Allerwenigstens jedoch sind wir frei, unsere Haltung und Einstellung zur gegebenen Situation zu wählen.

Du wählst jeden Moment die Richtung, die dein Schicksal nimmt – durch deine Handlungen und Unterlassungen.

In welches Schicksal führen dich deine derzeitigen Handlungen und Unterlassungen? Freier – abhängiger? Reicher – ärmer? Glücklicher – unglücklicher? Dicker – dünner? Das, was ich jetzt hier tun will – oder unterlassen –, bringt mich das näher zu dem, was ich sein und erleben will? Oder entfernt es mich davon, bringt es mehr von dem, was ich nicht will?

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Carsten Kammerer

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