Januar 17

FREISEIN im Jetzt

Freiheit, FREISEIN

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Wie oft jeden Tag wirfst du deine Freiheit deinen Sklavenmeistern vor?

Was deine Sklavenmeister sind, fragst du?

Alte Gewohnheiten, die dir nicht mehr dienen oder dir sogar schaden. Gewohnheiten des Denkens, des Fühlens, des Wählens, des Handelns. Sehr oft fühlen wir uns gefangen in den massiven Bahnen, die diese Gewohnheiten über die Jahre in unserem Nervensystem geschaffen haben. Diese sind dann wie unsichtbare, aber spürbare Leitplanken in deinem Leben. Im Inneren wie im Äußeren.

Die Wahrheit dieses Vergleichs kannst du ganz leicht feststellen – und hast du wahrscheinlich auch schon oft festgestellt. Vielleicht nicht bewusst. Vielleicht hast du dir vorgenommen, dreimal die Woche joggen zu gehen. Aber sehr schnell merkst du, dass irgendwelche Gedanken und Gefühle dich davon abbringen wollen, das auch regelmäßig und ausdauernd umzusetzen. Voilà, deine Leitplanken.

Tatsächlich fühlen sich die „Opfer“ in ihren alten schädlichen Gewohnheiten meist nicht gefangen. Sie empfinden es als unausweichlich. Als Schicksal. Was kann man schon gegen das Schicksal tun, oder? Ich bin halt so. Es war schon immer so. Woher ich das weiß? Ich habe selbst diese Erfahrung gemacht. Tatsächlich mache ich sie immer noch. Aber ich denke, ich lüge mich immer weniger darüber an – zum Beispiel mit den oben genannten Sätzen. Das ist doch zumindest ein Fortschritt, oder? Ich habe mir nämlich ein paar (viele) richtige Scheiß-Gewohnheiten angeeignet über die Jahre.

Vor Kurzem stellte ich fest, dass ich noch einer Gewohnheit aus meiner Kindheit folge. Bei uns gab es etwas, was wir „Betthüpferle“ nannten – etwas Süßes, wenn ich ohne großes Theater ins Bett ging. Praktisch ein Beruhigungsmittel. Ich bin mittlerweile siebenundvierzig Jahre alt. Über vierzig Jahre tue ich das schon unhinterfragt. Solche Gewohnheiten, die einem längst nicht mehr dienen oder einem sogar schaden, können einem leicht als normal oder unausweichlich vorkommen. Sie fallen dir wahrscheinlich schon gar nicht mehr auf, so normal sind sie geworden.

So ein bisschen Schokolade vor dem Einschlafen ist doch harmlos, meinst du? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Es ist schlicht und einfach nicht mehr das, was ich will für mich. Es passt nicht zu dem Menschen, der ich sein möchte. Auf einer übergeordneten Ebene ist es etwas Roboterhaftes von vor vierzig Jahren, was mir nicht dient.

Ich bin trotzdem dankbar für diese Gewohnheit. Ich sehe diese Gewohnheit als ein Hinweisschild. Es zeigt mir, dass ich über vierzig Jahre alte Gewohnheiten habe, die noch heute mein Denken, Fühlen, meine Wahrnehmung, mein Wählen und mein Handeln beeinflussen.

Sehr wahrscheinlich sind dabei viele Denkgewohnheiten über mich, meine Möglichkeiten, meine Fähigkeiten und meine Grenzen, die überhaupt nicht wahr sind. Somit bin ich dankbar für diesen Hinweis der scheinbar harmlosen Gewohnheit, abends im Bett Süßes zu essen. In Wirklichkeit ist sie ein Zeichen, dass ich immer noch in gewissen Bereichen von meiner Vergangenheit versklavt werde. Ich führe Befehle aus der Vergangenheit aus, wie ein Sklave oder ein Roboter. Das ist das Gegenteil von FREISEIN.

Das ist eine Art, zu denken, die ich dir empfehle. Wenn du etwas scheinbar Harmloses und Bedeutungsloses entdeckst, gehe nicht darüber hinweg. Vielleicht kommt das in einem Gespräch mit deinen Verwandten auf. „Hahaha, das hast du schon als Kind immer gemacht.“ „Das macht dein Vater auch immer.“ Bemerke solche Hinweise und nutze sie. Frage dich: „Wo in meinem Leben habe ich noch Gewohnheiten, Denkweisen und so weiter, die ich von anderen übernommen habe oder die aus meiner tiefsten Kindheit stammen?“

Warum solltest du als erwachsener Mensch noch Dinge tun, die man dir in der Kindheit beigebracht hat? Warum solltest du als freier, erwachsener Mensch Denkweisen, Verhaltensweisen und Sichtweisen deiner Eltern haben, die sie womöglich (sehr wahrscheinlich) von ihren Eltern übernommen haben und die vom Beginn bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts stammen?

Wann wurden deine Großeltern geboren? Meine um 1925. Deren Eltern um 1890 bis 1900. Sie haben also meinen Eltern eine Weltsicht von um 1900 mitgegeben. Haben meine Eltern die Weltsicht, das Menschenbild um 1900 je hinterfragt? Unwahrscheinlich. Also wurde ich in einem Welt- und Menschenbild von 1890 bis 1960 erzogen. Ist das heute im 21. Jahrhundert noch anwendbar? Hast du einmal wahrgenommen, wie schnell sich die Bedingungen unserer Umwelt ändern? Mit einem Weltbild von 1900 bis 1960 sind wir im 21. Jahrhundert verloren.

In den Momenten, in denen ich diesen alten Gewohnheiten erlaube, mein Denken, Fühlen, Handeln und meine Wahrnehmung zu bestimmen, bin ich kein Mensch mehr. Schon gar nicht ein freier Mensch. In diesen Momenten handeln wir wie programmierter Roboter.

»Sei der Programmierer, nicht der Programmierte.« Seth Godin

Wie gesagt, das betrifft dein Denken und dein Fühlen ebenso. Vielleicht wirst du wütend, wenn andere gewisse Knöpfe drücken. Roboter. Vielleicht weichst du bei der Arbeit zurück, wenn ein anderer etwas forsch auftritt. Roboter. Eventuell gehst du auf dem Nachhauseweg ins Fast-Food-Restaurant. Roboter.

Gegen das Auftreten des Gefühls der Wut, wenn jemand deine bestimmten Knöpfe drückt, kannst du direkt kaum etwas tun. Da braucht es langfristige Änderungen und Vorbereitungen. Aber du kannst lernen, eine Pause zwischen Reiz und Reaktion zu machen. In dieser Pause liegt deine persönliche Freiheit. Du bist fähig, die Wut wahrzunehmen, anstatt zu reagieren. Pausieren, atmen und bewusst wählen, wie du auf diese Situation reagieren willst. Sicher, es ist ein Prozess, etwas, was du dir zur Gewohnheit machen musst. Aber es ist möglich.

Selbstverständlich ist es auch gut, parallel dazu zu untersuchen, welche Wunde – groß oder klein – denn dafür sorgt, dass du überhaupt einen Knopf hast, mit dem man dich wütend machen kann. Hier hilft sicherlich Tagebuch führen oder Morgenseiten schreiben, um diese inneren Vorgänge zu untersuchen, bewusst zu machen und zu heilen. Denn wo keine Wunde ist, kann auch niemand den Finger in die Wunde legen und damit unerwünschte Reaktionen auslösen.

Um im Jetzt frei zu sein, kannst du auch die Disziplin der Zustimmung einüben. Ein uraltes Konzept der römischen Stoiker.

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Carsten Kammerer

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