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So, was haben wir bisher? Du hast dich für wenige, wichtige Themen entschieden. In diesen Lebensthemen hast du dir Verhaltensweisen und Taten herausgesucht, die dir wahrscheinlich den höchsten Ertrag bei geringstem Aufwand bringen. Bei mir bedeutet das zum Beispiel, Autor sein: täglich eine DIN A4 Seite schreiben ergibt 330 Seiten pro Jahr, ergeben drei Bücher und 80 Blogposts pro Jahr.
Du hast die Hemmschwelle daraus entfernt, damit du es leicht und einfach täglich tun kannst.
Du hast dir klargemacht, dass im ersten Jahr das Ziel nicht „abnehmen“, „stark und fit werden“ oder „drei Bücher und 80 Blogposts schreiben“ ist, sondern eine gewaltige ermächtigende neue Datenautobahn in deinem Nervensystem zu erschaffen. Die dich anschließend für den Rest deines Lebens „süchtig“ nach dieser neuen, positiven, ermächtigenden Gewohnheit macht. Sodass du mit jeder neuen, bewusst gestalteten Gewohnheit immer mehr Energie hast, immer machtvoller wirst.
Du hast vielleicht gemerkt, dass ich von „täglich“ und „den Rest deines Lebens“ spreche. Achtung, das könnten Hinweise sein, dass Perfektionismus wieder einmal deine Ziele und besten Absichten gekapert hat. Denke dran: Wenn du plötzlich besser, mehr, perfekter, schöner, länger … in deine Ziele oder Gedanken einbaust, dann stoppe erst einmal. Erst einmal prüfen, ob die Angst vor deinem LICHT und der Perfektionismus deine Ziele nutzen wollen, um dich „klein“, mittelmäßig, schwach und abhängig zu halten. Später, wenn eine starke Gewohnheit daraus geworden ist, dann kannst du mit der Gewohnheit vorsichtig kreativ werden und sie verstärken und optimieren.
Es passiert mir andauernd: „Komm, das läuft doch so gut jetzt, machen wir zwei Seiten pro Tag. Morgens eine Seite und abends eine Seite. Das gibt dann sechs Bücher und 160 Blogposts pro Jahr. Das ist besser.“ Stopp! „Später vielleicht. Jetzt bin ich erfolgreich, wenn ich heute eine Seite geschrieben habe. Danke für deine Meinung, Perfektionismus“, lautet dann meine Antwort. Der Perfektionismus lauert ständig und damit mein System langfristig tragbar und durchführbar ist, musste ich Wege finden, dem Perfektionismus ein Schnippchen zu schlagen.
Also kam ich auf die Idee, meine Ausnahmen zu planen und sie zu tracken – aufzuzeichnen, nachzuverfolgen. Das ist sehr wichtig. Auch, um Bewusstsein in die dir wichtigen Lebensbereiche hineinzubringen. Nicht schätzen, sondern tatsächliche Daten dazu haben. Ich nehme dazu ein einfaches Blatt Papier, schreibe das Lebensthema auf und male mir leere Kreise darauf. Für jede Ausnahme einen. Für jeden wichtigen Lebensbereich eine breite Zeile auf diesem Blatt Papier. Einfach halten. Keine Ausrede-Möglichkeit erzeugen.
Ich habe dazu eine zweistufige Zielsetzung, was meine Ausnahmen angeht. Vielleicht wäre es besser, wenn du nur eine Stufe wählst, damit du nicht in die „Komplizierter, besser, mehr …“-Falle tappst. Mein Ideal wäre maximal 15 Ausnahmen innerhalb eines Jahres. Dann wäre ich der Superheld der absichtlichen Verhaltensgestaltung. 15-mal aus dem geplanten Verhalten herausfallen oder es bewusst unterlassen pro 365-Tage-Zyklus. Dann wäre es die optimale Zielerreichung.
Falls das im ersten Jahr noch zu forsch ist, und ich auf 20 oder 29 Tage Ausnahmen komme, habe ich einen zweiten ERFOLG SEIN Standard eingeführt.
Die 90-Prozent-Regel.
Wenn ich auf über 90 % gutes – wie vorgenommen – Verhalten in einem 365-Tage-Zyklus komme, dann bin ich immer noch sehr gut. Dann bin ich immer noch ein ERFOLG. Du siehst also, ich habe mich absichtlich so aufgestellt, dass ich nicht perfekt sein muss, um innerhalb meines eigenen Systems erfolgreich zu sein. Hier habe ich darüber geschrieben, warum es wichtig ist, dass du deine eigenen Erfolgsstandards hast.
330 Tage pro Jahr zu schreiben ist wahrscheinlich besser als die fünf Jahre zuvor zusammengenommen!
Letztens erklärte ich das Kollegen, und sie lachten, weil das ja – in ihrem vom Perfektionismus getrübten Verstand – schummeln ist. Mir war das egal, denn ich wusste ja, wer für meine Erfolgsstandards verantwortlich ist. Für mich gilt dieses Prinzip. Bis ich es verbessere, optimiere oder durch etwas Besseres ersetze. 330 Tage sind für mich machbar. Ich habe schon etliche 30-Tage-Herausforderungen gemeistert.
30-Tage-Herausforderungen bedeutet einfach, dass man bewusst 30 Tage in Folge etwas tut oder unterlässt. Wenn ich 30 Tage in Folge etwas tue oder unterlasse, anschließend 2 Tage lebe wie ein Kleinkind im Süßwarenladen und anschließend wieder 30–40 Tage meine optimierte Lebensweise lebe, dann komme ich so schon auf ungefähr 20–24 Tage Ausnahmen im Jahr. Zack, und schon bin ich erfolgreich. Genau innerhalb meines Erfolgsstandards. Ohne perfekt sein zu müssen.
Über 90 % deiner Zeit das Weise, das Ermächtigende, das Stärkende, das Befreiende zu tun … Was glaubst du, wie viele Menschen um dich herum das bewusst tun? Wie, glaubst du, wird dein Leben aussehen, wenn du das über die nächsten Jahre in immer mehr Lebensbereichen anwendest? In fünf Jahren wirst du dich und deine Lebensumstände nicht mehr wiedererkennen können.
»Warum sind in einer Welt, in der Erfolg für jeden erreichbar ist, so wenige erfolgreich? Seine Antwort war ungefähr so: Erfolg ist etwas, was nur von den wenigsten erreicht wird und ist deshalb ungewöhnlich. Erfolg wird nicht erreicht, indem man seinen üblichen Vorlieben und Abneigungen folgt. Er wird auch nicht erreicht, indem man seinen natürlichen Wünschen und Vorurteilen folgt. In anderen Worten: Erfolg kann nicht dadurch erreicht werden, das, was einem leicht fällt zu tun. Grey sagte dann, der gemeinsame Nenner für Erfolg ist, die Gewohnheit zu bilden, Dinge zu tun, die Versager nicht tun wollen. […] Erfolgreiche Menschen werden beeinflusst von der Sehnsucht nach erfreulichen Resultaten. Versager werden beeinflusst von der Sehnsucht nach erfreulichen Aktivitäten.«
Earl Nightingale, zitiert E. N. Grey
Innerhalb meines Systems kann ich flexibel bleiben. Wenn ich zum Beispiel Besuch aus der Heimat bekomme, könnte ich wählen, Alkohol zu trinken und Pommes zu essen, ohne Reue. Denn diese Reue kann zu einer letzten Waffe des Perfektionismus werden, verpackt in eine schwächende Scheinlogik. Ich habe in den 25 Jahren, in denen ich immer wieder abnehmen wollte und abgenommen habe, unzählige Male mein gesamtes Vorhaben weggeworfen, nur weil ich einmal eine Ausnahme gemacht habe. So als wäre dann alles, was ich gern hätte und was ich vorher erreicht habe, nichts mehr wert. Ein schwerer Denkfehler, wenn man ihn unhinterfragt lässt.
Dazu gehört auch die Wiederverpflichtung. Das alles schauen wir uns im nächsten Text an.