März 24

Geschenkte Freiheit oder erarbeitete Freiheit

FREISEIN

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„Diejenigen, die sich für die Freiheit aussprechen und dennoch die Unruhe missbilligen, sind Männer, die ernten wollen, ohne den Boden umzupflügen. Sie wollen Regen ohne Gewitter und Blitze. Sie wollen den Ozean ohne das furchtbare Tosen seiner vielen Wasser. Der Kampf kann ein moralischer oder ein physischer sein, oder er kann sowohl moralisch als auch physisch sein. Aber es muss ein Kampf sein. Macht gesteht nichts zu, ohne etwas zu fordern. Das hat sie nie getan und wird sie auch nie tun.“

Frederick Douglass

Der ehemalige Sklave Frederick Douglass wusste, wovon er sprach, er musste sich seine Freiheit erkämpfen und lebte in einem Umfeld, das noch nicht ganz bereit war, ihn als gleichwertig wahrzunehmen.

Wir haben es mit unserer Freiheit heute etwas leichter. Dennoch müssen wir uns unser FREISEIN erkämpfen. Unsere Sklavenmeister verstecken sich im Schatten, sie verführen und locken. Im eigenen Schatten und im Schatten der Täuschung. Wir sind oft Sklaven von übernommenen Glaubenssätzen, unsinnigen gesellschaftlichen Regeln und Normen, Überzeugungen, Weltanschauungen und Selbstbildern.

Außerhalb von uns gibt es Scheinfreiheiten, die uns vorgaukeln, wir seien frei. Wahlen zum Beispiel. In der Hypnose verwendet man gerne eine Technik, die den Wahlen unseres Regierungssystems gleicht. Ich lasse dem Klienten dabei scheinbar eine Wahl und er denkt unbewusst, dass der Carsten ein netter Mensch ist. Denn der Klient darf schließlich frei wählen, was er tun will.

So scheint es …

Dabei habe ich ihm gesagt: „Schau, mir ist es egal, du kannst mein Auto morgen waschen oder erst in drei Tagen.“ Ich suggerierte freie Wahl, ließ ihm aber in der Sache selbst keine echte Wahl. Im Coaching-Setting nimmt man natürlich eine Scheinwahl, die dem Klienten dient. Ich wollte hier nur das Prinzip klarmachen.

Außerdem soll es hier nicht so sehr um Gesellschaftskritik gehen. Klar soll nur werden, dass du dich als wahlberechtigtes Demokratiemitglied vielleicht schon für eine Ausgeburt der Freiheit hältst, während du in Wahrheit noch tief verfangen bist in den Fesseln der Gesellschaft (die zum Großteil in dir selbst existieren). Und in deinen eigenen psychischen und emotionalen Fesseln und Begrenzungen.

Der Weg hinaus führt über deinen eigenen heldenhaften Kampf fürs FREISEIN. FREISEIN ist zwar dein Grundzustand, dein Geburtsrecht, es ist jedoch verdeckt, verschleiert. Außerdem wurden wir seit Generationen dazu verführt, unsere Freiheit für (Schein-)Sicherheit zu verkaufen.

Der Kern seines Vorwurfs ist, dass Jesus die Menschen Freiheit lehrte, ihnen Freiheit versprach und von ihnen erwartete, dass sie frei sind. ‚Habt ihr damals nicht oft gesagt: »Ich werde euch frei machen«? … Ja, wir haben teuer dafür bezahlt‘, fährt der alte Mann fort. ‚Fünfzehn Jahrhunderte lang haben wir um eure Freiheit gerungen, aber jetzt ist es zu Ende und vorbei für immer … Lasst mich euch sagen, dass die Menschen heute mehr denn je davon überzeugt sind, dass sie die vollkommene Freiheit haben, doch sie haben ihre Freiheit zu uns gebracht und sie uns demütig zu Füßen gelegt … Du hast ihnen ein Freiheitsversprechen gegeben, das sie in ihrer Einfalt und ihrer natürlichen Widerspenstigkeit nicht einmal verstehen können, dass sie fürchten und fürchten – denn nichts ist für einen Menschen und eine menschliche Gesellschaft jemals unerträglicher gewesen als die Freiheit.‘

Der große Fehler Jesu, so argumentiert der alte Inquisitor, war seine Weigerung, die magische Macht Satans zu akzeptieren. ‚Verwandle [diese Steine] in Brot, und die Menschen werden dir wie eine Herde nachlaufen, dankbar und gehorsam, wenngleich ewig zitternd, damit du deine Hand nicht zurückziehst und ihnen dein Brot verwehrst … Oh, niemals, niemals können sie sich ohne uns ernähren! Keine Wissenschaft wird ihnen Brot geben, solange sie frei sind. Am Ende werden sie schreien: »Macht uns zu euren Sklaven, aber ernährt uns!« … Ich sage dir, dass der Mensch von keiner größeren Sorge gequält wird, als schnell jemanden zu finden, dem er die Gabe der Freiheit, mit der das unglückliche Geschöpf geboren wird, übergeben kann.‘

Obwohl der Großinquisitor argumentiert, dass die Menschen das Brot und die Sicherheit, die das Brot symbolisiert, der Freiheit vorziehen werden, ist er kein einfacher Materialist. Er ist sich bewusst, dass die Kirche, um dem Menschen seine Freiheit zu nehmen, das menschliche Gewissen in die Hand nehmen, es besänftigen und die Männer und Frauen von der Last der Erkenntnis von Gut und Böse befreien muss. Denn die moralische Entscheidung – oder die Freiheit des Gewissens – ist die verführerischste Sache der Welt. Der Mensch muss eine stabile Vorstellung vom Sinn des Lebens haben, sonst begeht er Selbstmord. In der Tat braucht der Mensch drei Dinge, die die Kirche bietet: Geheimnis, Wunder und Autorität. Diese Dinge befreien die Menschen nicht nur von ihrem körperlichen Hunger, sondern auch von ihren Gewissenskonflikten – und, wie ich hinzufügen möchte, von ihrem Staunen, ihrer Ehrfurcht, ihrer Unabhängigkeit und ihrem Gefühl der Selbstständigkeit. In der Welt, die der Großinquisitor präsentiert, hat die Sehnsucht nach Sicherheit auf allen Ebenen des Lebens gesiegt.

Den Menschen wird gesagt, was sie glauben sollen: Die Kirche teilt ihnen mit, wann sie mit Mätressen oder Ehefrauen schlafen dürfen und wann nicht. Der Großinquisitor präsentiert ein verlockendes Bild: Es wird kein Verbrechen mehr geben und damit auch keine Sünde. Ja, die Kirche wird lügen müssen, um diese Dinge zu erreichen, gibt er zu – vor allem, wenn sie den Menschen sagt, dass sie immer noch Christus folgen; und diese ‚Täuschung wird unser Leiden sein‘, wie der Inquisitor es ausdrückt. Die Kirche ist Satan gefolgt, dem ‚weisen und schrecklichen Geist, dem Geist der Selbstzerstörung und der Nichtexistenz‘, wie er zugibt. Die Kirche hat diesen Handel bereits vor acht Jahrhunderten gemacht, im Jahr 756, als Pippin der Kurze, König der Franken, Ravenna an Papst Stephan III. überließ und damit die weltliche Macht des Papstes begründete.

Aber all dies wird es der Kirche ermöglichen, ‚das allgemeine Glück der Menschheit zu planen‘. Die Kirche wird sich der Aufgabe widmen, ‚alle in einem einmütigen und harmonischen Ameisenhaufen zu vereinen‘. Die Menschen sind wie ‚bedauernswerte Kinder‘, aber ‚kindliches Glück ist das süßeste von allen‘.“

Fjodor Dostojewski, „Die Brüder Karamasow“

Wir müssen also den MUT haben, diesen faulen Deal, bei dem wir Brot für unsere Freiheit eintauschen, rückgängig zu machen.

„Freiheit ist kein Kuchen, der einem in den Mund fällt und zum Schlucken da ist, sondern eine Zitadelle, die mit dem Säbel gestürmt werden muss. Wer die Freiheit aus fremden Händen erhält, bleibt ein Sklave.“

Nikos Kazantzakis, „Freedom or Death“

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Carsten Kammerer

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