August 18

Hast du alle oder auch nur genug Informationen?

Selbsthilfe, Wachstum

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Mein Coach hat mir letztens eine sehr gute Frage gegeben (und gestellt).

Habe ich in einer bestimmten Situation alle Informationen?

Ist dir mal aufgefallen, wie oft wir Menschen Dinge tun und behaupten, ohne ausreichend Informationen zu haben?

Okay, vielleicht ein bisschen Kontext. Wir kamen auf diese Frage und das damit verbundene Thema, als wir daran arbeiteten, dass andere Menschen für mich nicht zum Auslöser für Wutanfälle werden. Wie ich lernen kann, das zu kontrollieren.

Seitdem ich meinen neuen Job als Manager der Schichtteams habe, musste ich erstaunt feststellen, dass ich viel emotionaler bin, als ich geglaubt hätte. Vorher dachte ich, ich wäre ein abgebrühter Profi, eiskalt, wie eine Bergforelle in einem Bach.

Weit gefehlt. Illusion, die wie eine Seifenblase geplatzt ist. Ent-täuscht wurde ich mit meinem schönen Selbstbild „eiskalter Profi“.

Ent-Täuschung – wenn die Täuschung wegfällt, ist das eine gute Sache.

So kann ich daran arbeiten und bin wieder ein Stück besser und klarer geworden, mich selbst und meine Realität immer akkurater wahrnehmen und beschreiben zu können.

Na ja, auf jeden Fall, nicht genug Informationen …

Das hat mehrere Ebenen. Die eine ist, ich habe selten genug Wissen über den wahren Zustand, die wahren Absichten anderer Menschen, um einen tatsächlichen Grund zu haben, sofort wütend zu werden. Solange ich nicht genug Infos über die Absichten meines Gegenübers habe, unterstelle ich ihm Absichten. Diese unterstellten Absichten sind stark von meiner eigenen Gefühlslage und meinen Erfahrungen aus der Vergangenheit – vielleicht mit ähnlichen Menschen – beeinflusst.

Die scheinbaren Absichten sind nur Vermutungen. Gefährlich, seine eigenen Reaktionen auf Vermutungen zu stützen.

Wenn ich also unzureichende Infos habe, was könnte ich tun, anstatt wütend zu werden?

Für mehr Infos sorgen. Logisch, oder?

Wie? Durch Fragen zum Beispiel. Mich selbst befragen oder mein Gegenüber.

Ist eigentlich logisch und hört sich klar und einfach an, oder?

Ich weiß zu wenig. Was tue ich? Ha, ich frag halt.

In der Praxis ist es jedoch etwas schwerer umzusetzen. Manche mögen jedoch eine gute Herausforderung.

Hey, bei mir kommt das so an, als würdest du dies und das wollen. Was war deine Absicht bei dem, was du gesagt/getan hast?

Immer eine gute Idee: erst verstehen, dann reagieren.

Ich habe leider viel zu viele Beispiele von Fehlern, die ich „emotional ausgelöst“ (getriggert) gemacht habe. Meistens tauchten später weitere Informationen auf – oft erstaunlich schnell –, die die gesamte Situation relativiert haben. Sie in ein anderes Licht gerückt haben. Da war es jedoch bereits zu spät, da hatte ich schon emotional reagiert – geradezu ausagiert.

Peinlich, peinlich, dann den Gang nach Canossa anzutreten, zu denjenigen, denen man Unrecht getan hat.

Beispiel gefällig? Nach dem Wochenende vor dem Behördenaudit zur Zulassung einer unserer Produktionsanlagen bekam ich Fotos von unserem Reinigungsteam zugesendet. Sie zeigten unseren Pausenraum. Es sah schrecklich aus. Dreckig, Essensreste überall, die kleinen Schränke eingesaut.

Wir arbeiten in einem Umfeld, wo absolute Hygiene verlangt wird. Wir stellen Medikamente her, die direkt in die Blutbahn schwer kranker Menschen (Krebs) gespritzt werden. Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass ich wenige Tage vor dem Behördenaudit mit der Einstellung, die solche Fotos zum Ausdruck brachten, als Manager massive Probleme hatte. Das ist noch sehr diplomatisch ausgedrückt.

Leider wusste ich da noch nichts von dem weisen Tipp meines Trainers, erst Information zu sammeln, bevor ich reagiere. In diesem Fall ausagiere. Nämlich meine Wut. Es folgte eine sehr deutliche und nicht sehr diplomatisch formulierte E-Mail an alle meine Mitarbeiter, die am Wochenende Dienst gehabt hatten.

Spule einen Tag vor, ich habe etwas mehr Zeit und schaue mir die Fotos noch mal genauer an. Stell dir meine Überraschung vor, als ich bei genauerem Hinblicken erkannte, dass dies nicht unser eigener, sondern der allgemeine Pausenraum war, der von allen Mitarbeitern im Gebäude benutzt wird – mehrere hundert Personen. Autsch. (Zu meiner Verteidigung, der Möbelausstatter war der Gleiche.)

Tja, dachte ich, sieht wieder mal wie ein Gang nach Canossa aus.

Eine zerknirschte Entschuldigung-E-Mail folgte. Der Schaden in Beziehung und Ansehen war natürlich schon angerichtet. Auch hier ist klar ersichtlich, dass es für dich von Vorteil ist, wenn du unsere Macht-Fähigkeit Pause zwischen Reiz und Reaktion nutzen kannst.

Eine Bekannte in einer anderen Firma erzählte mir letztens von einem Vorfall. Sie hatte eine Mitarbeiterin, die sehr wütend reagiert habe und sogar gedroht habe, die gesamte Beziehung zu einem Kollegen abzubrechen, der ihre Werte missachtet habe. Von außen betrachtet war vollkommen klar, dass sie ihre Reaktion nur auf Vermutungen gestützt hatte. Annahmen über die Absichten ihres Gegenübers. Nach einigen Tagen wurde jedoch klar, was da geschehen war und warum der Kollege so gehandelt hatte. Die Vermutungen der wütenden Dame waren falsch gewesen. Es folgte eine längere Zeit mit Gesprächen, um die Beziehung wieder zu heilen.

Nächstes Mal, wenn du emotional reagieren willst, stoppe dich. Mache eine Pause zwischen Reiz und Reaktion. Dann frage dich: Habe ich alle oder auch nur genug Informationen, die ich brauche, um hier gut reagieren zu können? Mache dir bewusst, wenn du deine emotionalen Reaktionen nur auf Annahmen, Vermutungen, stützt. Sorge für Klarheit und Wahrheit in der Situation. Zum Beispiel durch Fragen.

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Carsten Kammerer

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