Laut Robert Fritz ist die wahrheitsgetreue Wahrnehmung der Realität eine der wichtigsten Fähigkeiten beim Erschaffen. Ob wir ein Werk – Gedicht, Buch, Video, Zeichnung – oder unser Leben und Bereiche davon erschaffen und gestalten wollen, spielt dabei keine Rolle.
Wir müssen lernen, die Realität immer wirklichkeitsgetreuer wahrzunehmen und zu beschreiben. Wir müssen wissen, wo wir genau sind, um da hinfinden zu können, wo wir hinwollen.
Das Auflösen von Konzepten, das wir im letzten Blogpost angeschaut haben, ist dabei eine Schlüsselfähigkeit – oder Voraussetzung.
Du könntest zum Beispiel lernen oder üben, Dinge, die in deinen Bereich der Wahrnehmung kommen, nicht mehr mental zu benennen. Ebenso könntest du aufhören, das, was du siehst, hörst oder spürst, zu beurteilen. „Ah, ist das ein schöner Sonnenuntergang“ – entweder gesagt oder gedacht. Schon mal gemacht? Das tun wir sehr oft und mit vielem, was uns begegnet. Aber nichts zwingt uns dazu, den Sonnenuntergang in eine Wortzwangsjacke (ein Konzept, eine Bewertung) zu stecken.
Wir können den Sonnenuntergang auch einfach nur wahrnehmen. Voll da sein, voll drin sein im Erleben. Fühlen, spüren, hören, sehen, riechen … Schönheit fühlen, Sonnenstrahlen spüren. Windmusik der Natur – erzeugt von all den Öffnungen und Kanten der Umgebung – hören. Voll im Jetzt, einfach erleben, ohne es zu benennen.
Niemand zwingt uns, einen ständigen inneren Kommentar zu allem abzugeben, was wir erleben. Das ist nur eine Angewohnheit, die einen Schleier über die tatsächliche Realität legt.
Probiere es mal aus, gleich jetzt.
Nimm irgendeinen Gegenstand. Dann benenne ihn nicht. Tue so, als ob du nicht wüsstest, was es ist. Fühle seine Oberfläche, sein Gewicht, seine Beschaffenheit. Nimm wahr, wie sich das Licht auf der Oberfläche spiegelt, die Farbe. Fühle, ob der Gegenstand in dir irgendwelche Emotionen erweckt. Benenne sie nicht, fühle direkt.
Was wir Angst, Liebe, Freude, Sorge nennen, sind bei näherer Untersuchung nur Wahrnehmungskomplexe im Körper, die, wenn sie in einer gewissen Kombination auftreten, mit diesen Worthülsen (Konzepten) benannt werden. Ziehen im Bauch, Druck auf der Brust, Enge im Hals, Weite irgendwo, Leichtigkeit, ein öffnendes oder schließendes Gefühl. Was auch immer du gerade fühlst, spüre es direkt, ohne es zu benennen.
So kommen wir auch wieder in das hinein, was Terence McKenna die gefühlte Präsenz der unmittelbaren Erfahrung nannte:
„Wenn wir als Gemeinschaft an irgendetwas glauben, dann an das Wohlbefinden im Augenblick. Die gefühlte Präsenz der unmittelbaren Erfahrung. Das ist es, was dir gestohlen worden ist. Vom Kapitalismus, von der Religion, vom linearen Denken, von der Strategiesucht. Wir sind immer kurz davor, glücklich zu sein. Oder wir sind immer im Begriff, frei zu sein. Und während wir im Begriff sind, frei zu sein und glücklich zu werden, zieht das Leben an uns vorbei. Das liegt daran, dass westliche Ideologien immer Ideologien der aufgeschobenen Befriedigung sind. Sie kommt nach dem Tod, nach der Pensionierung, nach dem Beischlaf. Es kommt immer erst nach etwas. Nun, ich habe Neuigkeiten für dich, dieses Phänomen jagt seinen eigenen Schwanz. Die gefühlte Gegenwart der unmittelbaren Erfahrung ist die einzige Welt, die du jemals kennen wirst. Alles, was darüber hinausgeht, sind Vermutungen und Annahmen.“
Probiere es mal aus, gleich jetzt.
Nimm dein Schatzi in den Arm. Fühle, erlebe. Einfach so. Sei jetzt glücklich, dass du das erleben darfst. Wenn gerade kein Schatzi greifbar ist, nimm deinen besten Freund, deine Mutter, dein Haustier (streicheln?).
Oder gehe raus, spüre die Sonne, den kalten Wind oder den Regen auf deiner Haut und erlebe alles, was sich in dir regt – unmittelbar.
Das ist es, was dein Leben ist, deine Welt, dein Universum. Alles andere sind Meinungen, Ahnungen und Vermutungen. Viel zu oft von anderen übernommen. Aber du lebst jetzt – in deinem Punkt der Macht.
Gestalte dein Leben so, dass du die gefühlte Präsenz der unmittelbaren Erfahrung hervorhebst. Gestalte es so, dass du jetzt lebendig bist, jetzt liebst, jetzt friedlich bist, jetzt glücklich bist. Alles andere kommt vielleicht – oder auch nicht. Wenn es kommt, kannst du nicht sicher sein, dass es dich glücklich macht. Oftmals ist es eine Illusion, der wir hinterherjagen. Wenn ich nur die Million hätte, dann könnte ich glücklich sein. Viele mussten erkennen, dass die Erfüllung ihrer vorgestellten Wünsche sie eben nicht glücklich machte. Gestalte dein Leben so, dass du die gefühlte Präsenz der unmittelbaren Erfahrung hervorhebst. Gestalte es so, dass du jetzt lebendig bist, jetzt liebst, jetzt friedlich bist, jetzt glücklich bist.