[Dies ist ein Auszug aus meinem Buch „Erleuchtet leben – ohne erleuchtet zu sein„.]
Einer der größten Lehrer in meinem Leben in den letzten drei Jahren war mein Neffe John. Aus mehreren Gründen. Ihn aufwachsen zu sehen hat mich so viel übers Leben gelehrt. Und vor allem wichtig für das Thema dieses Abschnitts: Er hat mir gezeigt, dass es überall Wunder zu entdecken gibt. Und er hat mir geholfen, besser zu verstehen, was Jesus meinte, wenn er zum Beispiel sagte:
»Wahrhaftig, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in Gottes gerechte Welt hineingelangen.«
Im Thomas-Evangelium finden sich einige Gleichnisse mit Kindern. Wie bitte, du bist neugierig, was LEHRER John mir sonst noch beigebracht hat? Habe ich mir gedacht. Es war alles ziemlich tiefgreifend.
Er kam in einer recht dunklen Zeit meines Lebens zur Welt. Ihn aufwachsen zu sehen hat mein HERZ geöffnet. Ich lachte seit langer Zeit zum ersten Mal wieder aus ganzem Herzen. Er hat mir gezeigt, was Urvertrauen ist. Und das auf halsbrecherische Weise. Er hatte die Angewohnheit, auf Stühlen zu stehen und einfach einen großen Schritt vom hohen Stuhl aus zu machen. Vollkommen sicher, dass ihn jemand auffängt.
Aber zurück zum Wundern. Überall gibt es und gab es für ihn etwas Spannendes. Eine Zeit lang waren seine häufigsten Ausdrücke »Ah!« und »Oh!«. Das hat mir die Augen geöffnet und mich wieder sehen lassen, welches absolute Wunder wir hier erleben. Und welch kostbares Geschenk es ist, diese Erfahrung als Mensch auf der Erde machen zu dürfen.
Schauen wir nur mal etwas Großartiges und Unglaubliches an, das die meisten Menschen gar nicht mehr realisieren. Kommst du drauf?
Es ist ein so gewaltiges Wunder, dass es mir unwirklich vorkommt und dass es mich wundert, dass manche Menschen sich (ihr Dasein) als belanglos und langweilig empfinden. Okay, ich sag‘s ja schon …
Wir alle hängen mit dem Kopf Richtung unendlichem Weltall an einer Kugel, die unfassbar schnell rotiert (1670 km/h am Äquator) und mit einem Affenzahn durchs gewaltige Weltall rast. Affenzahn bedeutet hier: 107 000 km/h. Nein, das ist nicht 107 und aus Versehen drei Nullen. Einhundertsiebentausend Kilometer pro Stunde. Und noch verrückter wird es, wenn wir erfahren, dass sich unser gesamtes Sonnensystem mit rund 1 Million km/h um die Mitte unserer Galaxis (Milchstraße) dreht.
Dabei ist unsere blaue Kugel mikroskopisch klein im Vergleich mit dem Universum. Versuche mal, dir das vorzustellen: Das gesamte Universum, und wir sind darin auf einer mikroskopisch kleinen, unfassbar schnell rotierenden Kugel und hängen dabei mit dem Kopf Richtung Universum. Dass wir diese bewusste Erfahrung auf einer klitzekleinen Kugel, einem Staubkorn im Universum, machen dürfen, halte ich nicht für einen Grund, sich weniger wert zu fühlen. Im Gegenteil, ich finde es fantastisch und es gibt mir ein eigenartiges Gefühl – Wundern, Staunen, Ehrfurcht.
Mach dir das einmal bewusst. Und dann kommt noch dazu, dass Mathematiker die (Un-)Wahrscheinlichkeit, dass du hier am Leben bist, ausgerechnet haben. Eins zu 400 Billionen. Das ist eine 400 mit zwölf weiteren Nullen hintendran. (Ich musste es auch erst nachschauen.) Klar, du wirst unterschiedliche Zahlen dazu sehen. Wie will man so etwas auch vollkommen wahrhaftig ausrechnen. Aber die Zahlen sind alle astronomisch hoch. Eine Zahl von Paul Davies – glaube ich – war sogar höher als die Gesamtzahl der Atome im Universum. Weiß der Geier, wie die Leute so was ausrechnen.
Stell dir das mal vor: Trotz der extremen Unwahrscheinlichkeit deiner Existenz bist du hier auf einem rasenden Staubkorn. Und du kannst dir dessen bewusst sein. WOW!!!
Wie war das jetzt noch mal mit »Mir ist langweilig« oder »Ich bin ja nur ein kleines armes Ding und kann nichts ändern«?
Habe ich es schon mal gesagt? Egal, es lohnt sich, das zu wiederholen:
Dass du jetzt genau hier bist, mit all den Möglichkeiten, dem Überfluss und diese Erfahrung als »du« machst, hat allerhöchste BEDEUTUNG. Es ist kein Zufall, dass du jetzt und hier bist – und dieses Buch liest.
Alles auf der Erde, die Natur, im gesamten Universum und wahrscheinlich im Multiversum ist fantastisch genau aufeinander abgestimmt. Es ist ein intelligentes Design. Zu glauben, dass das alles zufällig geschieht oder geschah, ist lachhaft.
Du bist ein absolut einzigartiges Wesen voller Wunder.
Ich erinnere mich noch an die erste Unterrichtsstunde der Heilpraktikerschule. Die Zelle und ihre Funktionen. Spannend, was? Was in dir vorgeht, ist wirklich fesselnd. Eigentlich könnte man sagen: hochgradig explosiv.
Auf der Heimfahrt konnte ich nicht aufhören, an dieses Wunder zu denken. Wie diese einzelnen »Teile« wissen, wo sie hinmüssen, und welche Teile sie im Zellkern zur Reproduktion kopieren sollen. Und woher wissen sie, wo diese Kopien gemacht werden und wo sie dann hinkommen? Unfassbar.
Dann erklärte uns die Lehrerin, dass in einer Zelle unseres Körpers in jeder Sekunde 6000 chemische Reaktion stattfinden. In jeder Sekunde! Waaas?
Donnerwetter, mein gelernter Beruf ist Chemikant und ich weiß, es ist schon schwierig, 2–3 Reaktionen gleichzeitig zu kontrollieren. Aber Tausende in einer Sekunde? Und das in 30 Billionen Zellen gleichzeitig? Es ist ein Wunder, dass wir nicht explodieren. Und ich habe dir im »Batterie-Gleichnis« schon erzählt, wie viel Energie in uns steckt.
(Man weiß nicht genau, wie viele Zellen der menschliche Körper hat. Ich habe hier eine eher vorsichtige Schätzung übernommen.)
Hast du gewusst, dass du gar kein Einzelwesen bist? Wir Menschen sind in Wirklichkeit Symbionten. Wir leben in Symbiose mit fast der gleichen Anzahl von Bakterien, wie der menschliche Körper Zellen hat. (Symbiose: Das Zusammenleben von Lebewesen verschiedener Art zum gegenseitigen Nutzen.) Auf der Haut eines gesunden Menschen leben wohl 500 g Bakterien und im Darm noch einmal 2,5 Kilo. (Auch diese Zahlen variieren und werden immer wieder mal von Wissenschaftlern diskutiert.)
Praktisch alles in deinem Körper ist bei näherer Betrachtung ein unglaubliches Wunder. Auch mit schwerer Krankheit funktioniert noch so viel. (Ich war lange Zeit von Colitis ulcerosa geplagt.) Ich könnte ewig so weitermachen …
Gut, einen habe ich noch:
Hast du schon mal einen Plastikbecher vom Tisch aufgehoben und zum Mund geführt? Diese fragilen Dinger? Es ist ein Wunder der Motorik, des Fühlens und der Feineinstellung, dass wir diese Dinger nicht jedes Mal zerquetschen. Mach dir solche Dinge klar. Kauf dir ein Buch oder suche nach Reportagen auf YouTube über Körperfunktionen, Weltall, Quantenphysik, Natur … Und lerne wieder, dich zu wundern und zu staunen. O ja, den muss ich noch loswerden: Es gibt eine Reportage (auch auf YouTube) über die Intelligenz der Pflanzen. Großartig. Etwas umstritten – aber interessant: Hast du gewusst, dass es im Amazonas einen Baum (Socratea exorrhiza) gibt, der anscheinend gehen kann? Ja, gehen – ein Baum – ich veräppel dich nicht.
Wie gesagt, ich könnte ewig so weitermachen. Ich bin ein komischer Typ, ich hatte schon immer eine unstillbare Neugier und mich interessiert praktisch alles. Deshalb meine zweitausend Bücher große Bibliothek.
Wenn du erst mal deine Aufmerksamkeit darauf lenkst, findest du immer mehr zum Staunen. Erwecke deine Neugier und deinen Forschergeist: Du bist und du lebst wortwörtlich ein Wunder!
Hast du schon mal bemerkt, wie du plötzlich überall rote VW Golf siehst, wenn du dir so einen gekauft hast oder kaufen willst? Dieses wahrnehmungspsychologische Phänomen kannst du dir zunutze machen, indem du beginnst, neugierig nach »Dingen« zu suchen, über die du staunen kannst.
Gerade heute, wo wir konstant abgelenkt und in Stress und Sorge bleiben sollen, ist das wichtig. Irgendwie haben wir zugelassen, dass wir blind geworden sind für die Schönheit und das Wunder, das wir sind und in dem wir leben. Suche nach Wundern und Schönheit und du wirst sie finden.
[Dies ist ein Auszug aus meinem Buch „Erleuchtet leben – ohne erleuchtet zu sein„.]
