Was wäre, wenn alles, was du gerade über dich und deine Fähigkeiten und Möglichkeiten denkst, falsch wäre?
Was wäre, wenn alles, wonach du gerade strebst, nicht hoch genug gegriffen wäre?
Was wäre, wenn vieles, was du gerade in deinem Leben tolerierst, gar nicht sein müsste?
Was tolerierst du gerade in deinem Leben (was du eigentlich gerne anders hättest)?
Betrachte das mal klar und ehrlich. Schreibe es auf. Was du schwarz auf weiß – auf Papier – hast, dem kannst du nicht so leicht ausweichen.
Was hättest du lieber?
Schreib auch das auf. Hast du bei einigen Themen in deinem Leben resigniert? Wie ein Kind, das versucht, einen hoch hängenden Apfel am Baum zu erreichen, es nicht schafft und deshalb sagt: „Ich will gar keinen Apfel.“?
Das muss nicht sein.
Wir gehen – verständlicherweise – bei fast allem, was wir wollen oder über uns und unsere Möglichkeiten denken, von unserem aktuellen Selbst aus. Das aktuelle Selbst ist jedoch immer begrenzter als das Selbst deiner Zukunft. Es glaubt noch stärker, dass es von seiner Vergangenheit bestimmt wird.
Das aktuelle Selbst ist häufig zu stark in seine alltäglichen Dramen verstrickt und in seine Geschichten. Geschichten, die man ihm erzählt hat, und Geschichten, die es selbst erfunden hat. (Link experience Transformator, Dan Sullivan) Das aktuelle Selbst wird also noch sehr stark von Vergangenheit, von äußeren Umständen und von der aktuellen Situation – vom Schicksal – bestimmt.
Schicksal ist für mich nicht etwas, was Gott dir an den Kopf geworfen hat, sondern etwas, was du zum großen Teil mitbestimmen kannst. Schicksal ist für mich das, was ich jetzt erlebe und was ich durch meine vergangenen Gefühle, Zustände, Gedanken, Entscheidungen, Taten und Unterlassungen angezogen habe. Dazu gehört für mich auch ein Freak-Ereignis-Naturkatastrophen-Faktor, den wir nicht direkt kontrollieren.
Mach mal einen einfachen Test. Nimm eine Situation, die dir nicht gefällt, und untersuche, inwieweit du dazu beigetragen hast, dahin zu gelangen. Schulden: Wer hat das Geld ausgegeben und unterlassen zu lernen, gut und bewusst mit Geld umzugehen? Neuen Job bekommen: Wer hat gesucht, gedacht, Bewerbungen geschrieben, Interviews geführt, erzählt, ausgelassen, ausgeschmückt, manipuliert oder wer war ehrlich und so weiter? Übergewicht: Wer hat all die Entscheidungen getroffen? Wer hat dir das Zeug in den Mund gestopft und geschüttet? Wer ist auf der Couch versumpft, anstatt zu trainieren?
Ich weiß, das ist eine stark vereinfachte Darstellung. Diese Themen sind wesentlich komplexer. Falls du dich in irgendeiner Weise angegriffen gefühlt hast, bedenke, es sind Beispiele aus meinem Leben. Aber da wir gerade beim Thema sind: Warum hast du dich beleidigt, ärgerlich oder angegriffen gefühlt? Habe ich einen wunden Punkt getroffen? Den Finger in die Wunde gelegt?
Dein aktuelles Selbst ist also wesentlich begrenzter in seinen Aussichten und Möglichkeiten, als es dein zukünftiges Selbst sein könnte. Aktuell bewertest du deine Fähigkeiten und Möglichkeiten – und damit auch nur die Sehnsüchte, die du aus deinem aktuellen Selbst heraus für möglich hältst.
Ich habe vor zweieinhalb Jahren, als ich mich entschied, einen 80-Prozent-Job im Wallis anzunehmen, noch nicht einmal ahnen können, in welch großartige Lebenssituation mich das bringen würde. Nicht mal erträumt hätte ich es mir – mein damaliges aktuelles Selbst war sich einer solchen Sache nicht mal bewusst.
Jetzt, da ich diesen Sprung der Möglichkeiten gemacht habe und sehe, was sich verändert hat, was ich in den letzten zweieinhalb Jahren gelernt und erreicht habe, kann mein aktuelles Selbst schon etwas klarer wahrnehmen, was wirklich möglich ist, wozu ich noch fähig sein könnte.
Mein aktuelles Selbst hat also mehr Fähigkeiten und Möglichkeiten, steckt in einer mächtigeren Lebenssituation als das aktuelle Selbst vor zweieinhalb Jahren. Es hat zudem eine größere, bessere und weitere Aussicht auf zukünftige Möglichkeiten, Fähigkeiten, Lebenssituationen, als es das 2020-Selbst je gehabt haben könnte.
Kurz: Du kannst jetzt noch gar nicht wissen, was wirklich möglich ist. Selbst wenn du denkst, dass du hoch greifst, ist es wahrscheinlich, dass du begrenzte Wünsche hast. Dennoch musst du es tun, das Greifen nach dem Leben, das du dir wünschst. Denn nur durch positives TUN kannst du auf deinem Weg ausschreiten und neue Erfahrungen machen, die dein aktuelles Selbst erweitern. Wenn du auf eine gewisse Weise lebst, zum Beispiel wie in meinem Blog und in meinen Büchern vorgeschlagen, wird dein zukünftiges Selbst größere, bessere, erweiterte Möglichkeiten und Fähigkeiten haben als dein aktuelles Selbst.
Dein zukünftiges Selbst als Ratgeber nutzen
Was also wäre, wenn du nicht von deinem aktuellen, sondern von deinem zukünftigen, stärkeren, fähigeren, besseren Selbst ausgehen würdest? Was wäre, wenn du davon ausgingest, in Zukunft mehr Weisheit, Wissen, Fähigkeiten, Möglichkeiten und Mittel zu haben, und deshalb jetzt aus dem Vollen schöpfst mit deinen Zielen und Wünschen?
„Unsere Augen sehen nur und unsere Ohren hören nur, wonach unser Gehirn sucht.“ Dan Sullivan
Wenn dein aktuelles, begrenztes Selbst also von seiner Vergangenheit bestimmt und begrenzt scheint, wird es wohl noch mehr vom Gleichen suchen. Oder „realistisch“ nach etwas „ein bisschen“ Besserem schauen. Deshalb nehmen wir doch besser Kontakt mit unserem zukünftigen Selbst auf, das wesentlich weiser, besser, mächtiger, stärker und freier ist. Noch mal: Davon kannst du ausgehen, wenn du etwas dafür tust. Wenn du handelst, voranschreitest und lernst. Für mehr Weisheit kontaktiere dein 100-jähriges Selbst kurz vor seinem Tod.
Für alles andere nutze deine Vision, dein zukünftiges Selbst, wie du es gerne hättest. Dabei wende auch ewige Geduld und das ewige Spiel an – lange Zeiträume für Entwicklung, Errungenschaften und Ziele.
Schließlich bringe das alles ins Jetzt, deinen Punkt der MACHT, und lasse es von deinem zukünftigen Selbst beeinflussen. Durch positives Tun im Jetzt kommst du deinem starken, mächtigen, fröhlichen Selbst in der Zukunft näher. Dabei kannst du davon ausgehen, dass du wesentlich – WESENTLICH – mehr sein, tun, erreichen, erleben und haben kannst, als du aktuell glaubst.
Dazu kommt, dass wir viel übersehen, verdrängen, nicht wahrnehmen, weil wir so nah dran sind, weil unsere Emotionen, Glaubenssätze und kulturelle Prägung unsere Wahrnehmung manipulieren. Hier habe ich eine Geschichte aus meinem Leben erzählt, die das schön zeigt.
Deshalb ist es wichtig, die Fähigkeit zu lernen und sich regelmäßig die Möglichkeit zu geben, einen Schritt aus dem Alltagsgetümmel zurückzutreten und sich und seine Situation wie ein neutraler Beobachter zu analysieren. Zu bedenken, zu verstehen, Einsichten zu gewinnen.
Als Selbstständiger lernt man, dass es zwei Modi gibt, zu arbeiten: im Geschäft und am Geschäft.
Im Geschäft arbeiten wird leider meist vorgezogen und erhält die meiste Aufmerksamkeit. Am Geschäft arbeiten hieße an der Vision arbeiten, Ziele setzen, daraus Pläne machen, die Umsetzung kontrollieren, Verbesserungen planen, die aktuelle Entwicklung realistisch einschätzen. Alles, was wichtig, jedoch nicht dringend ist.
Im persönlichen Leben ist es genauso. Auch da gibt es inmitten des Alltagsgeschehens vieles, was dringend erscheint und was gelöst, behandelt und getan werden muss. Im Getümmel lässt es sich schnell verirren und man verliert den Kontakt zum langfristigen Plan.
Du hast doch einen langfristigen, aufgeschriebenen Plan für dich und dein Leben, oder?
Auch hier ist es wichtig, nicht nur im Lebensgetümmel zu stecken und zu arbeiten. Meinem Chef nach wäre das „wie jemand, der einen Brand löschen will und dafür mit einem Eimer Wasser zum Fluss läuft und wieder zurück zum Brand und einen Eimer hierhin und den nächsten dahin schüttet“.
Jemand, der einen Schritt zurücktritt, atmet, beobachtet, denkt, könnte erkennen, dass die Hauptgasleitung noch offen ist, und den Gashahn zudrehen.
Bei Problemen empfiehlt Vernon Howard nicht zu fragen, was ich jetzt tun kann. Sondern was ich jetzt verstehen, lernen, einsehen soll. Dieses Lernen und Einsehen wird oft dazu führen, dass hartnäckige Probleme nicht mehr auftauchen. Eine Lektion des Lebens wird so lange wiederholt, bis der Lerninhalt beim Schüler angekommen ist. (Schau den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ bewusst an.) Lernen, einsehen, verstehen sind Superkräfte, die wir nutzen können. Nicht, dass ich darin bislang der Beste war. Ich habe teilweise jahrzehntelang dieselben schwierigen, harten Situationen toleriert und mich standhaft geweigert, die Lektion zu lernen. Tu das nicht. Lerne aus meinen Fehlern. Lerne jetzt. Früher oder später musst du die Lektion lernen. Warum nicht jetzt gleich?